Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Unsere Erfahrung lehrt uns, dass es keine Blaupause für eine gute Party gibt. Jede Fete entwickelt sich anders. Dennoch bauen wir gerne Wünsche unserer Kunden ein. Dabei können sich „Must haves“ plötzlich ändern.
Janina erzählt und Paul nickt. So geht das eine Zeit lang eines Morgens, auf der Bank vor dem Café Süden in Bornheim; unsere Winterjacken haben wir übergestülpt, meine Hände umklammern die Tasse mit wärmendem Cappuccino. “100 Prozent Rock auf unserer Hochzeit”, sagt Janina. “Yes, of course”, sagt Paul und nickt. Ich notiere eifrig die Wünsche des sympathischen Paars, das längst in London lebt, aufgrund Janinas deutscher Verwandtschaft und Freunde aber im Odenwald feiern möchte. Beim Abstecher in Frankfurt wird nun schon mal das Wichtigste für den großen Tag abgeklärt. Der ist freilich erst im Sommer nächsten Jahres, wenn’s wärmer ist.
100 Prozent Rock also. Killers, Bloc Party, Kooks, Strokes – Alternative Music at it’s best. Oft genug darauf getanzt, Mensch hätte auch ich da Bock drauf. Ihre Liste mit Lieblingstiteln ist lang, Paul scheint mit jedem Titel konform zu gehen. “Auch dein Geschmack?” Paul, ein schlaksiger Typ, Beatles-Frisur, eine Brille auf der Nase, wie sie zu einem IT-Spezialisten wie ihn eben bestens passt, Paul nickt diesmal nicht gleich. Janina, ein Energiebündel, knallige Frisur, sie sagt: “Ist ein bisschen spezieller. Pink Floyd, The Doors und so.” “Passt schon”, sage ich, “keine klassische Party-Musik, aber wir begleiten euch ja den ganzen Tag.” James nickt, seine Augen leuchten. Er sagt: “I´m not a dancer at all.”
Als der große Tag gekommen ist, als das Brautpaar und die 70 Gäste, teils aus London angereist, schon prächtig in Stimmung sind, als der Partystart sich langsam abzeichnet in der Tenne unter dem Dach des Burghofs Meisinger – viel Holz, viel Fachwerk, eine richtig coole Location in Kirchbrombach – da wähnen wir den richtigen Moment. Jetzt ist die Zeit gekommen für “Another Brick In The Wall” von Pink Floyd. Führt kein Weg dran vorbei. Der Bräutigam biegt an den Turntables mit Gästen gerade zum Dessert-Büfett ab, ich bin gespannt auf seine Reaktion. Paul nickt uns zu. So höflich, wie ich ihn kenne. That’s it.
Schließlich halten sich die beiden an den Händen auf dem Dancefloor, die Freunde drumherum versammelt, viele erwartungsfreudige Blicke. Es ist nicht das Ding von Janina und Paul, dermaßen im Mittelpunkt zu stehen, aber bei dem Eröffnungstanz kann gar nichts schief gehen. “What A Wonderful World” von Louis Armstrong – wunderschöner Titel. Das Feeling des Paares überträgt sich gleich auf die Gäste, dann klingen viele Gitarrenriffe aus den Boxen, schon auch ein paar Beats mischen wir dazu. Volle Tanzfläche. Der Mix macht’s nun einmal auf solch einer Party, die Braut hat uns zuvor noch ihre Absolution erteilt. Sie sagte es ungefähr so: “Ok, läuft, Schwerpunkt aber auf Rock.”
Einige Freunde fahren ab, auch die Verwandschaft schwingt die Hüfte, mittendrin Janina, mittendrin Paul, Tanzen ist sonst nicht seins. Heute ist der Mann kaum zu bremsen. Die Hände in die Höhe, die Schritte im Rhythmus, wir ernten ständig Pauls zustimmende Blicke. Die nächste Pink-Floyd-Scheibe schaut aus Plattenkiste heraus, sie bleibt aber stecken. Je grooviger, desto besser, das kommt an.
Als Paul eine Pause einzulegen scheint, taucht er urplötzlich vor uns auf, Euphorie im Gesicht, Adrenalin im Blut. Seine Worte habe ich bis heute nicht vergessen. Es sprudelt förmlich aus ihm aus. Er ruft: “Loads of Jackson.”
Der Godfather des Pop und Pink-Floyd-Fan Paul – wer hätte das gedacht? Janina jedenfalls nicht. Zwei, drei Stunden später hat die Braut mal kurz die Füße hochgelegt. “Alles gut?” Sie brauche unbedingt eine Pause, sagt Melanie. Sie atmet tief durch, und der Ausdruck des Glücks um ihre Augen herum, auf der fetten Party, an diesem großen Tag, er weicht abrupt der Verwunderung. “Ja, alles gut. Aber was, um Himmels willen, was habt ihr mit meinem Mann gemacht?” Auf dem Dancefloor streckt Paul erneut die Arme in die Höhe. Beat it! Bad! Bääähm!
Janina und Paul: Was für ein cooles Paar; wir denken gerne an diese Party zurück, vor allem in diesem Frühling, in dem wir wieder im Burghof Meisinger auflegen werden, in der Tenne, unterm Dach. Ein rauschendes Fest war’s, mit deutsch-englischer Crowd, Schwerpunkt auf Rock, aber auch mit vielen groovigen Beats. Und “Loads of Jackson”.
Bald gibt’s in unserem Blog mehr aus dem Mikrokosmos eines DJ-Teams – stay tuned!