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Wünsch dir was!

Als Veranstaltungs-DJs gehört es stets zu unserem Business, sich mit Wünschen von Auftraggebern und Gästen auseinanderzusetzen. Was wir davon halten und wie wir damit umgehen, lest ihr in unserem aktuellen Blog-Beitrag, der auch ein kleiner Erlebnisbericht sein soll.

Der Mann hatte etwas auf dem Herzen. Das sah man ihm schon an, als er unser Podium betrat. In der großen Event-Halle der Laubenheimer Höhe legen wir oberhalb des Dancefloors auf, dort wo auch hin und wieder Live-Bands Konzerte geben. Wir reißen uns nicht darum, so im Fokus zu stehen, machen aber ziemlich vieles mit, wenn es der Sache dient.

Egal, wo unsere Turntables positioniert sind, kommen während einer Party Menschen auf uns zu. So hatte der Hochzeitsgast ein paar Stufen zurückzulegen, bis er einem von uns beiden seinen Liedwunsch mitteilen konnte. Einer legt auf, der andere hat immer ein Ohr frei, so lautet unser Prinzip. Und in dieses schalte es: „Der Pur-Hitmix muss kommen!“

Ja, es gibt Songs, an denen sich die Geister scheiden, und der Hitmix von Pur gehört sicherlich dazu, aber darum soll es jetzt gar nicht gehen. Das Beispiel aus der Partynacht von Selina und Stefan, welche übrigens richtig fett war, dient dazu, das Thema anzusprechen, mit dem jeder DJ – und somit auch wir als Event-DJs für Frankfurt, das Rhein-Main-Gebiet und darüber hinaus – bei seiner Arbeit konfrontiert wird: Musikwünsche.

Man sollte es nicht meinen, aber es gibt DJs, die fragen Wünsche vor der Party gar nicht ab und hören sich während der Fete Wünsche auch gar nicht an. Und es gibt immer wieder Auftraggeber, die sich mit solchen Rahmenbedingungen tatsächlich zufrieden geben und überdies einer Person vertrauen, die sie teilweise gar nicht kennen. Ebenfalls ein Szenario: Der DJ erklärt sich zu einem Kompromiss bereit: Wünsche ja, aber bitte vorher auf einem Zettel niederschreiben und dann bei ihm einreichen.

Die Wunschzettel-Nummer haben wir schon mehrfach erlebt, allerdings ging sie immer vom Brautpaar aus, das damit seine Gäste abholen, für die Party verhaften möchte. Gegen diese Absicht ist überhaupt nichts einzuwenden. Dazu sei gesagt: „Das ist nicht nötig, der Großteil der Gäste möchte feiern. So oder so. Es ist ja auch eure Hochzeit!“ Und alle können während der Party auch ihre Wünsche äußern – jedenfalls wenn das DJ-Team Sound mit Seele heißt.

Aber zurück zu einer der erlebten Wunschzettel-Nummern. Passiert ist sie auf der wunderschönen Herbsthochzeit von Thomas und Johanna im Weingut Weidenmühle. Plötzlich lag er vor uns: der Stapel mit kleinen, weißen Zettelchen, von den Gästen vor, nach oder während des Dinners ausgefüllt. Darauf standen Musikwünsche geschrieben wie „Drei weiße Tauben auf dem Dach“ und „Hey, Pippi Langstrumpf“.

Wunschzettel DJ Hochzeit

Gespielt haben wir davon keinen Titel. Wir wollten schon, aber wir konnten schlichtweg nicht. Die Partycrowd feierte so zur Musik der 90er bis zu aktuellen Chartbreakern ab, dass die Fete bis tief in die Nacht sehr intensiv war.

Was wir damit wiederum sagen wollen: Die Nummer mit den Wunschzetteln birgt mehr Gefahren als Vorteile. Wir raten sogar davon ab. Denn wenn wir einen dieser Wünsche erfüllen und den vermeintlichen Lieblingssong spielen, kann es sein, dass es eben auch nur eine Person glücklich macht (die aber gar nicht tanzt oder sich im Raum aufhält oder…). Auf alle Fälle können Liedwünsche die Tanzfläche leerfegen. Sie können die Stimmung aber auch beleben oder weiter anheizen. Deshalb nehmen wir gerne welche entgegen. Von unserem Auftraggeber vorab und von deren Gästen am besten während der Party.

Das Wichtigste dabei ist: Es kommt sehr häufig auf den richtigen Zeitpunkt an, wann ein Titel gespielt wird. Und wir entscheiden, wann dieser sein wird. Ein Vetorecht hat selbstverständlich der Auftraggeber.

Manchmal ruft uns ein Gast einen Song zu (selbst vorsingen hat auch schon manchmal funktioniert), und wir legen ihn gerne direkt auf oder haben ihn bereits auf dem Plattenteller liegen. Gedankenübertragung? Wir glauben daran. Manchmal ist noch ein wenig Geduld gefragt, weil des Genre, die Schnelligkeit, die Intensität des Songs gerade nicht passt. Aber vielleicht beim übernächsten Track, in 30 Minuten, in zwei Stunden. Das wissen wir zum Zeitpunkt des Wünschens noch nicht. Wir lassen uns stets von der Stimmung der Partycrowd leiten. Manchmal passt ein Song deshalb auch gar nicht in unser immer spontan gemixtes Set. „Drei weiße Tauben auf dem Dach“ war halt so einer. Das macht aber gar nichts, wenn zu ganz anderen Titeln ausgiebig gefeiert wird. Dann sind unsere Auftraggeber zufrieden und ihre Gäste auch. Viel mehr wollen wir gar nicht.

Auch den Pur-Hitmix haben wir während der Partynacht in der Laubenheimer Höhe nicht auf unserem Macbook angeklickt und damit auf einen der Turntables gejagt. Der richtige Zeitpunkt – er kam einfach nicht. Wir hielten deshalb die Luft an, als der Partygast nochmal die Stufen zu uns nach oben nahm. Wir hatten die Musik gerade auf Zimmerlautstärke reduziert, um mit dem Abbau von Sound und Light zu beginnen. Der Partygast näherte sich also, womöglich war es sogar ein Pur-Fan, und wir warteten in bereits leicht geduckter Haltung auf sein Statement, gespannt wie ein Flitzebogen. Er sagte „Super, dass ihr den Pur-Hitmix nicht gespielt habt“ und klopfte uns strahlend auf die Schultern.

Gast mit Liedwunsch